Dies war die bisher längste und auch schwierigste Etappe auf meiner Wanderung. Aber immerhin sieht man auf der Landkarte jetzt so langsam ein Vorwärstkommen.
In Wanaka sind Uta und ich morgens noch ins Cafe gegangen, bevor es wieder auf die Strecke ging. Der erste Abschnitt sollte mit 25Km zwar etwas länger werden, aber dafür auf einfachen Wegen und so sind wir schnell voran gekommen. Unterwegs trafen wir dann auch wieder auf Lucie und Nico, mit denen wir schon seit ein paar Tagen unterwegs sind und so ging’s zu viert weiter. Allerdings wurde Uta zum Schluss hin immer langsamer, da sie jetzt starke Schmerzen in der linken Achillessehne hat. Kommt mir irgendwie bekannt vor. In Lake Hawea angekommen, haben wir die Gelegenheit noch mal genutzt und sind Essen gegangen, da dies für die nächsten Tage die letzte Möglichkeit war.
Am nächsten Morgen haben sich dann die Wege von Uta und mir wieder getrennt, da ihr der Fuß so starke Probleme bereitet, dass sie nicht mehr weiter kann. Wieder alleine unterwegs, gings die ersten 7Km noch recht gemütlich, bis der Weg wieder in die Berge führte. Auf den nächsten 5Km waren insgesamt 950 Höhenmeter zurückzulegen, so dass ich allein dafür gut 4 Stunden benötigte. Und somit blieb es für diesen Tag auch bei den 12Km. Nicht gerade viel, wenn man an die gesamte Strecke denkt, aber darüber sollte man erst gar nicht anfangen nachzugrübeln.
Auf der Pakituhi Hut habe ich dann wohl auch Lucie und Nico das letzte Mal gesehen, da sie am nächsten Tag eine Hütte übersprungen haben. Ich hingegen lass es etwas gemütlicher angehen und genieße schon alleine über eine Stunde die Aussicht vom Breast Hill (1578 Meter). Und da es bis zur Stodys Hut nicht allzu weit ist, verbringe ich den Nachmittag dort zusemman mit Sylvia. Die Spanierin hat bis vor 4 Jahren auch in der Softwareentwicklung gearbeitet und mit Ende Zwanzig beschlossen, lieber durch die Welt zu reisen, ihren Tauchschein zu machen und fortan als Tauchlehrerin zu arbeiten.
Auch der nächste Abschnitt sollte mit gerade mal 14Km nicht allzu lang sein, war aber dafür vom Gelände so schwierig, dass ich insgesamt gut 8 Stunden benötigt habe. Es ging die ganze Zeit entlang eines Flusses, durch diesen hindurch und immer wieder über sehr steile Hänge, so dass ich total fertig auf der Top Timaru Hut ankam. Wenn ich mir überlege, dass die beiden Franzosen dieses Stück plus die Etappe davor an einem Tag gegangen sind, alle Achtung!
Eigentlich hatte ich gehofft, alleine auf der Hütte zu sein, um mal wieder so etwas wie Privatsphäre zu haben, aber nichts da. Vor mir war schon ein Schweizer angekommen, der sich sichtlich so freute einen Gesprächspartner zu haben, dass er mit erzählen gar nicht mehr aufhören wollte. Eigentlich hat er nur aufgehört, wenn ich einfach aus der Hütte gegangen bin, oder mich zum lesen hingelegt habe. Abends im Schlafsack hatte ich mir noch gewünscht, dass es den nächsten Tag mal wieder so richtig regnen soll, damit ich einen Grund habe, einen weiteren Tag auf der Hütte zu bleiben und mich zu erholen, aber bei dem Sonnenschein die letzten Tage ehr unwahrscheinlich.
Doch am nächsten Morgen wache ich mit dem Geräusch von Regen auf dem Hüttendach auf und drehe mich noch mal gemütlich um und schlafe weiter. Als der Regen gegen 10:00 Uhr etwas nachläßt, kommt das schlechte Gewissen und ich überlege doch noch aufzubrechen, kann mich aber zu einem freien Tag durchringen und verkrümel mich wieder in meinen warmen Schlafsack und verbringe den Tag mit Lesen. Gegen 13:00 Uhr soll sich diese Entscheidung auch als richtig erweisen, da auf einmal eins der schlimmsten Unwetter losbricht, die ich bisher erlebt habe. Mehrfach hatte ich gedacht, jetzt kann es eigentlich nicht mehr stärker regnen, aber Irrtum. Zwei Tschechen die am Nachmittag aus der entgegengesetzten Richtung ankamen, berichteten von Schnee und dickem Nebel, als sie über den Sattel sind, der mir noch bevorsteht. Also alles richtig gemacht.
Von all dem Unwetter ist am nächsten Morgen nicht mehr viel zu spüren, bis auf den Frost der um 7:00 Uhr noch herrscht. Doch der Himmel ist wieder blau und die Sonne kommt so langsam hinter den Bergen hervor. Anfangs überlege ich noch, ob ich nicht lieber Handschuhe anziehen soll, doch bald wird mir vom Laufen so warm, dass dies nicht mehr nötig ist. Nach gut 2 Stunden stehe ich auf dem Mt. Martha Saddle und habe eine ungehinderte Sicht in die Ferne. Die frostigen Temperaturen laden zwar nicht gerade zum Verweilen ein, aber 15 Minuten gönne ich mir immerhin. Danach gehts auf einem guten Weg immer berab und am Abend habe ich gute 35Km in den Beinen. Zwischenzeitlich war allerdings noch der Ahuriri River zu übequeeren, was je nach Wasserstand sehr gefährlich werden kann, aber ich hatte Glück und das Wasser reichte mir bis etwas oberhalb der Knie.
Die erste Stunde am folgenden Tag fühlte es sich an, als wären meine Beine aus Blei. Erst nach und nach fand ich meinen Rhythmus und konnte das Wandern wieder genießen. Auch gings jetzt immer weiter bergab und am Nachmittag war ich plötzlich wieder von Wald umgeben. Nach all den Tagen in den Bergen, kam mir dieser wie verzaubert vor. Am Lake Ohau war dann auch nach langer Zeit mal wieder Zelten angesagt, da sonst keine Unterkunft erreichbar war.
Die letzte Etappe auf diesem Abschnitt, ging dann nochmal 35Km von Lake Ohau nach Twizel. Immer entlang einer Schotterstraße und bei sengender Sonne. Die Landschaft zeigt sich hier nur im öden Braun verdorrter Wiesen und das Laufen auf dem Schotter setzt meinen Füßen ganz schön zu. Nicht gerade mein Lieblingsabschnitt, aber was solls.
Heute ist mal wieder ein Ruhetag und ich genieße die Annehmlichkeiten von Dusche, Waschmaschine und Restaurants, bis es morgen in Richtung Lake Tekapo weitergeht. Bis dahin sind es 70Km, wieder über Schotterpiste, aber wenigstens soll die Aussicht sehr schön sein. Ich bin mal gespannt.
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